Little Lilith auf dem Anime Festival Kassel 2023

Das Kongresspalais in Kassel war viele Jahre der Veranstaltungsort der Connichi. Nach deren Umzug nach Wiesbaden stand das Palais frei. Die Veranstalter des Anime Festival, die gleichzeitig auch für die Anime Messe Babelsberg bei Berlin verantwortlich zeichnen, stellten sich der Herausforderung und verlegten ihre Convention von Freiburg nach Kassel. Somit feierte man mit dem Anime Festival Kassel 2023 eine grandiose Premiere, wenn auch noch in kleinerem Rahmen. Gleichzeitig boten Organisator Michael Klement und sein Team am Premieren- und Eröffnungstag (Freitag, 27. Oktober 2023) bereits ein Highlight-Programm für alle Fans japanischer Musik. Dazu hatten sie einige musikalische Hochkaräter eingeladen.

Einige davon, wie die Rocksängerin NANO und die Djent-Rockband Little Lilith, konnten die Besucher bereits während der Eröffnungsfeier im Festsaal kurz auf der Bühne sehen. Das Damenquartett von Little Lilith wirkte bei seiner Vorstellung vor dem Kasseller Publikum noch etwas verlegen, kam dadurch aber auch sehr sympathisch rüber. Im Rahmen der Feier erhielten die Gäste sogar schon ihre Erinnerungsgeschenke an das erste Anime Festival in Kassel.

Im Anschluss an die Eröffnungsfeier konnten die Fans den vier jungen Frauen sogar bei ihrem Soundcheck über die Schulter schauen. Voller Eifer moderierten Ritchie und Charly-chan das Quartett an – und nach einem weiteren kurzen Soundcheck durch einen Techniker der Band war es kurz nach 19 Uhr endlich Zeit für das erste Konzert des Abends. Das Djent-Quartett eröffenete sein Set mit den ersten instrumentalen Takten des Musikvideos von "Thanatophobia", zu dem das Publikum bereits mitklatschte und die Bandmember nacheinander auf die Bühne traten. Für Little Lilith war der Auftritt auf der Convention auch gleichzeitig der Auftakt ihrer Little Lilith GHOST TOUR 2023, die die Band bis Anfang November erstmals durch Europa führte. Das Quartett besteht aus Sängerin LILLY, die die Band im Februar 2018 gegründet hatte, Gitarristin ERIKA, Bassistin SHIORI und Schlagzeugerin YUKI.

Im Kongresspalais bat Sängerin LILLY die Leute unterdessen, sich von ihren Sitzen zu erheben und danach ging es mit "The Ghost" von ihrer aktuellen EP "STRIKE" auch schon in die Vollen. Hände gingen in die Luft und die Fans machten fleißig bei den "Oi oi oi" Rufen mit. ERIKA legte fast einen Spagat hin und auch sonst war viel Action auf und vor der Bühne. LILLY sorgte ordentlich für Stimmung und die ersten Reihen waren sogar schon fleißig am Headbangen. Zudem wurde das gut mitgehende Publikum stellenweise durch Livekamerabilder auf die große Leinwand gebannt. Beim nachfolgenden "Gun Bullet" verschlug es ERIKA erstmals in die Nähe von YUKIs Schlagzeug. Unterdessen sorgten LILLY und SHIORI durch ihr Spiel voreinander für den ersten Fan-Service-Moment. Anschließend verschlug es die Bassistin dann zum Schlagzeug und kurz darauf versammelten sich alle Damen um YUKIs Spielort herum. Die Versammlungen am Schlagzeug, egal ob einzeln oder alle, zogen sich wie ein eine Art roter Faden durch den Abend.

Nach dem letzten Akkord und einem tosenden Applaus, stellte LILLY die Band mit einem fröhlichen "We are Little Lilith from Tokyo, Japan" kurz bevor und betonte, dass dies ihre erste Show in Kassel sei. Dabei vergaß sie auch nicht, die Leute noch etwas weiter aufzuheizen. Und fragte anschließend beim Publikum, ob dieses irgendwelche japanische Worte kenne. Selbstverständlich wurden sofort einzelne Begriffe reingerufen. Nach dem kurzen Vokabelaustausch ging es energetisch mit "Graffiti" weiter, zu dem auf der Leinwand das dazugehörige Musikvideo mitlief. ERIKA und SHIORI kamen kurzzeitig in der Bühnenmitte zusammen und spielten gut gelaunt gemeinsam. LILLY überzeugte derweil mit einem krassen Growl zum Ende hin.

Im sich anschließenden MC erkundigte sich die Sängerin beim Publikum, ob dieses die deutsche Power-Metal-Band HELLOWEEN kenne. Als die Fans das stürmisch bejahten, setzten Little Lilith zu einer mitreißenden Performance von HELLOWEENs " I Want Out" an, in der es viel Fan-Service zu sehen gab und die Instrumentalistinnen für die Backingvocals sorgten. Gänzlich reibungslos verlief ihre erste Cover-Performance jedoch nicht. Da LILLY ein Loop-Board einsetzte, mit dem sie ab und an ihren Gesang leicht elektronisch verfremden konnte, nutzte sie ihr Mikro an einem langen Kabel – und stöpselte dieses versehentlich beim Gang über die Bühne aus. Dies wurde aber schnell wieder einsatzfähig gemacht und die Sängerin rockte ohne mit der Wimper zu zucken weiter. ERIKA spielte ein sehr schönes Gitarrensolo und zum Schluss versammelten sich alle am vorderen Bühnenrand.

LILLY dankte dem Kasseler Publikum und kündigte die nächste Nummer an: "Thanatophobia". Zu den hypnotischen Klängen, die eingangs schon als SE genutzt wurden, entspann sich nach und nach ein sehr fesselnder Song unter blau-violetter Beleuchtung. YUKI wiegte sich in den melodischen Parts im Takt der Musik, bevor sie wieder fest auf ihre Becken und Trommeln einhämmerte. Die gesamte Zeit über lief auf der Leinwand das Musikvideo mit.

Für "Uso" wurde das Publikum zum Mitmachen aufgerufen. Die Fans klatschten munter zum tanzbaren und beschwingten Beat mit und ERIKA gab wieder ein wunderschönes Solo auf ihrer Gitarre zum Besten. Da das sich anschließende "Smoky Refrain" eine härtere Gangart einschlug, wurde nicht mehr geklatscht, sondern die Fäuste und Leuchtstäbe in die Luft gepumpt. Hier nutzten Little Lilith die Größe der Bühne besonders schön aus und verharrten selten am gleichen Platz. Auf der Leinwand wurden wieder Livebilder eingespielt. Nicht minder actionreich, aber etwas ruhiger und melodiöser setzte die Band ihr Set mit "ESCAPER" fort. Das Publikum klatschte wieder energisch mit, ERIKA spielte ihr Solo im Zentrum der Bühne und es gab eine starke Headbanger-Einlage zu bestaunen.

Für die Performance von "Lullaby" holte sich LILLY einen Ständer für ihr Mikrofon heran und die Klänge einer emotionalen, wunderschönen Ballade hallten durch den Festsaal. Mit ordentlich Feuer und unter Einbindung der Menge trieb man das Set weiter voran. Es folgten "fuse" und "Ash".

Im letzten MC des Konzertes erklärte LILLY, wie wichtig das nachfolgende Lied für die Band wäre. Es handelte sich dabei um den Titelsong ihrer aktuellen und gleichnamigen EP "STRIKE". Von Anfang an lief auf der Leinwand das Musikvideo mit. Alle Musikerinnern fanden sich am vorderen Bühnerand ein und LILLY wechselte spielend zwischen kraftvollen Growls und melodischen Gesangsparts hin und her. Außerdem tauschten SHIORI und YUKI ihre Positionen, ehe man sich einmal mehr am Schlagzeug zusammenfand. Mit den beiden letzten Songs "LadyBug", zu dem wieder das Video auf der Leinwand mitlief, und "Double Suicide", das mit einem starken Growl von LILLY begann, wurde sowohl von Little Lilith als auch vom Publikum viel geboten. In der Menge ließen einige die Köpfe wirbeln, reckten Leuchtstäbe oder auch Fäuste in die Höhe. Die Bandmember nutzten die gesamte Bühne, gaben noch den einen oder anderen Fan-Service-Moment zum Besten und powerten noch einmal richtig los. Ganz zum Schluss baten Little Lilith noch um ein gemeinsames Erinnerungsfoto mit ihrem ersten ausländischen Publikum, ehe sie sich von der Bühne verabschiedeten. Nach Abschluss aller Konzerte an diesem Eröffnungsabend traf man das quirlige Quartett dann zu ihrer Autogrammstunde im imposanten und opulenten Blauen Saal des Kongress Palais wieder.

Ein Wehmutstropfen verblieb jedoch. Während alle anderen Künstler im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung jeweils zwei Konzerte spielten, sollte das Eröffnungskonzert am Freitag Little Liliths einzige Performance im Rahmen der Convention sein, da sie tags darauf bereits zu ihrem nächsten Stopp der Tour weiterreisten. Das machte das kraftvolle Konzert umso eindrucksvoller – und sicherlich hatte die Band nun den einen oder anderen neuen Fan hinzugewonnen.

Hier im Anschluss könnt ihr euch jetzt noch die Musikvideos zu "Graffiti", "STRIKE" und "LadyBug" ansehen:

Setlist:
01. The Ghost
02. Gun Bullet
MC
03. Graffiti
MC
04. I Want Out (HELLOWEEN Cover)
MC
05. Thanatophobia
06. Uso
07. Smoky Refrain
08. ESCAPER
09. Lullaby
10. fuse
11. Ash
MC
12. STRIKE
13. LadyBug
14. Double Suicide