Miura Kousuke auf der Anime Messe Babelsberg 2023

Vom 21. bis 23. Juli 2023 öffnete die Anime Messe Babelsberg 2023 wieder ihre Pforten für alle Fans von Anime, Manga und Musik. Die Besucherinnen und Besucher konnten wieder den gesamten Park erkunden, Boot fahren, Karaoke singen, in den beiden Kinos Filme schauen, Workshops besuchen, bei den zahlreichen Händlerständen nach Kleinigkeiten stöbern oder die deutlich ausgebaute Matsuri-Lane hinab schlendern und dort etliche Streetfood- und Spielstände ausprobieren.

Die Musikacts konnten die Fans wie gewohnt im Vulkan auf der Open Air-Bühne und dieses Jahr auch wieder im großen Festsaal in der Metropolis Halle bestaunen. Singer-Songwriter und Fingerstyle-Gitarrist Miura Kousuke durfte die Messe am 21. Juli gegen Mittag im Vulkan musikalisch eröffnen. Der Künstler aus der japanischen Präfektur Yamagata ist normalerweise als Straßenmusiker unterwegs und spielt lediglich eine Akustikgitarre, die er mit einem Loop-Board verbindet. Was auf dem Papier erst einmal unspektakulär klang, sollte durch Kousukes ungewöhnliche Spielweise noch für Überraschungen beim Publikum sorgen.

An diesem leicht vernieselten Tag erwartete der Musiker gespannt die Musikinteressierten im Vulkan hinter der Bühne. Er trug ein schwarzes Outfit, das er mit seinem charakteristischen altrosa-farbenen Hut kombiniert hatte. Anmoderiert von Crazy erklomm er schließlich die Bühne und legte direkt mit seinem ersten Song los.

Der Straßenmusiker eröffnete sein Set mit "Reimei", einem Titel von seiner aktuellen EP "KAMIKAZE (FROM THE LAND OF THE RISING SUN)". In diesem Song zeigte von der ersten Sekunde an seine fingerfertige Spieltechnik, bei der er aus der Gitarre auch die Klangkulisse eines Schlagzeuges, eines Basses und eines Synthesizers herauszaubern kann. Für einige Wiederholungsphrasen band er auch das Publikum ein, indem die Anwesenden einfache Worte oder Phrasen wie "Kawaii", "Yabai ne", "Deutschland" und auch "Guten Tag" nachsprechen sollten. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten und machte wunderbar mit. Die nächste Nummer, "Riyuu wo koete -Over the reason-", sang Kousuke anfänglich mit verzerrter Stimme – nach dem ersten kraftvollen Song entpuppte sich dieser zweite Titel jedoch schnell als gefühlvolle Ballade.

Im sich anschließenden MC stellte sich Kousuke dem Publikum in einer Mischung aus Deutsch und Englisch vor. Dabei verriet er, dass er die deutsche Sprache als Kind durchs japanische Fernsehen gelernt hätte, sich aber nur noch an den Satz: "Ich hätte gern zwei Brötchen, bitte" erinnern könne. Das sorgte für viel Erheiterung. Danach setzte er mit dem verträumten "Soko ni ita no ha itsu mo watashi hitori datta -I was always alone in there-" fort. In diesem Song nahm er sogar ein Essstäbchen zu Hilfe und spielte damit ein Geigensolo auf seiner Gitarre. Außerdem sang er einige Passagen direkt in den Klangkorpus seiner Gitarre hinein, was seine Stimme weit entfernt klingen ließ. Unterdessen klatschte die Menge die gesamte Zeit über im Takt mit und applaudierte am Ende ausgelassen über diese ungewöhnliche Performance. Auch im nachfolgenden "LIVING" kam ein neuer von Kousuke erzeugter Klang mit ins Spiel: Er erzeugte mit seinem Mund die Melodie einer Trompete. Honoriert wurde auch dies mit großem Applaus.

Das Publikum klatschte danach auch gleich weiter, dieses Mal aber zu einem Beat. Kousuke nutzte diesen, um seine "speziellen Bandmitglieder" vorzustellen. Dabei führte er die unterschiedlichen Drum- und Bassklänge auch gleich vor, und erklärte, wie er diese mit Hilfe der Hand- und Fingergelenke und seinem Ellbogen erzeugte. An dieser Vorführung hatte er sichtlich Spaß und zog damit auch die letzten skeptischen Zuhörer im Publikum in seinen Bann. Diese "Bandvorstellung" ging dann nahtlos in seinen Song "Kawaii HARAKIRI Yabai ne NIPPON" über, wo etliche seiner zuvor gezeigten Techniken gleich noch einmal bewundert werden konnten. Dabei kam auch die Emotion nicht zu kurz. Für "Uta ga atte hontou ni yokatta -Thanks to the music-" ließ er seine Akustikgitarre wie ein elektronisches Pendant erschallen und lud das Publikum zum Mitsingen des "Oooh~"-Teils ein. Danach stellte er sich den neu hinzugekommenen Besuchern noch einmal in wenigen Worten vor. Außerdem zeigte er erneut kurz wie er seine Drum-, Bass- und Synthesizerklänge erzeugte.

Die letzten drei Songs, die Kousuke bei diesem Messe-Auftakt zum Besten gab, besaßen alle einen balladesken Charakter und Kousuke betonte, dass es sich bei allen um seine original japanischen Songs handelte. "Ashita kinou soshite kyou -Tomorrow, Yesterday, then Today-" überzeugte dabei durch eine sehr eindringliche Melodie, "Kotaeawase -The song for all-" spielte der Musiker – im Gegensatz zu allen Vorgängern – im klassischen Gitarren-Spielstil und bei "After my life" wusste er mit seiner gefühlvollen Interpretation zu begeisterten. Am Schluss bat er noch darum, ein Foto mit dem Publikum machen zu dürfen, wobei dieses "Yabai ne" (ein japanischer Ausdruck, wenn man etwas Unglaubliches sieht) rufen sollte. Bevor er überglücklich die Bühne verließ, erwähnte er noch, dass er bis zum 17. August in Berlin sein würde und sich freuen würde, wenn ihn der eine oder die andere an der Warschauer Straße oder andernorts treffen würde.

Bei der sich anschließenden Autogrammstunde nahm sich Miura Kousuke noch einmal besonders Zeit für seine Fans. Einen Wehrmutstropfen für seine neu gewonnenen Fans gab es allerdings. Denn auf der Reise ging leider die Kiste mit seinen CDs, die er anbieten wollte, verloren. Trotz allem wirkte der Künstler stets sehr freundlich, sympathisch und zeigte sich an allen Tagen sehr Fan-nah. Und es gab für alle Anwesenden andere Möglichkeiten, ein Autogramm von Kousuke zu ergattern. Ein paar Stunden später konnte er sich während der Eröffnungsfeier noch einmal kurz vorstellen und tat dies überwiegend auf Deutsch und Englisch; und dies wieder auf seine unnachahmliche, unterhaltsame Weise.

Tags darauf, am traditionell besucherstärksten Samstag, trat Kousuke dann erneut auf der Vulkanbühne unter freiem Himmel auf. Diesmal fand das Konzert am späten Nachmittag statt und das bei Sonnenschein und vor einem deutlich größeren Publikum als am Vortag. Auch an diesem zweiten Tag eröffnete er sein Set mit "Reimei". Allerdings folgte darauf dieses Mal direkt das verträumte "Sono toki, watashi ha mada nemutteimashita -I was still sleeping then-" anstelle von "Riyuu wo koete -Over the reason-". Danach ähnelten sich die Sets stark, sodass die Fans, die ihn am Freitag nicht live erleben konnten, nicht zu viel verpassten. Es gab allerdings zwei Ausnahmen: "LIVING" fehlte auf der Samstags-Setlist und während der Performance von "Uta ga atte hontou ni yokatta -Thanks to the music-" gab es kleinere Probleme (einen verlorenen Schlappen und Kabel, die sich um den Gitarrenhals gewickelt hatten). Dies war Kousuke sichtlich unangenehm, aber er konnte die Hürden recht schnell überwinden und machte dann umso leidenschaftlicher weiter. Wie schon tags zuvor, so rührte er auch hier kurz vor Schluss seines Sets noch einmal die Werbetrommel für seine Musik bei allen bekannten Musikplattformen und seine Social Media-Kanäle.

Aufmerksame Besucher konnten Kousuke übrigens auch auf vielen Konzerten der anderen Ehrengäste wie beispielsweise der Steampunk Metalband FATE GEAR oder der Singer-Songwriterin NANO entdecken. Des Weiteren wurde Kousuke sogar noch die Ehre zuteil, auf der Abschlussfeier am Sonntag einen Song zu spielen. Er hatte sich dafür "Reimei" ausgesucht. Darüber war der Musiker sichtlich überglücklich, als er am Sonntag Abend die Bühne betrat. Erneut konnte er seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellen, auch wenn sein Auftritt traurigerweise nicht ganz unfallfrei vonstatten ging: Als er im späteren Teil des Liedes hockend performte und in das Mikro im Korpus seiner Gitarre sang, war er zu schwungvoll unterwegs und verlor neben einem Schlappen auch das Gleichgewicht. Aber in Windeseile war er wieder auf den Beinen und brachte seine Performance gut gelaunt und auf den Punkt zu Ende. Der Applaus und Jubel zeugten davon, dass er auf der Anime Messe definitiv einige neue Fans hinzugewonnen hatte.

Abschließend kann man sagen, dass Miura Kousuke ein außergewöhnlicher, aber gleichzeitig auch sehr interessanter Musiker ist und sich als eine der großen Überraschungen der Anime Messe Babelsberg 2023 entpuppte. Und wenn ihr noch mehr über den sympathischen Musiker erfahren wollt, legen wir euch unser Interview mit Miura Kousuke ans Herz.

Setlist 21. Juli 2023:
01. Reimei
02. Riyuu wo koete -Over the reason-
MC
03. Soko ni ita no ha itsu mo watashi hitori datta -I was always alone in there-
04. LIVING
MC
05. Kawaii HARAKIRI Yabai ne NIPPON
06. Uta ga atte hontou ni yokatta -Thanks to the music-
MC
07. Ashita kinou soshite kyou -Tomorrow, Yesterday, then Today-
08. Kotaeawase -The song for all-
09. After my life

Setlist 22. Juli 2023
01. Reimei
02. Sono toki, watashi ha mada nemutteimashita -I was still sleeping then-
MC
03. Soko ni ita no ha itsu mo watashi hitori datta -I was always alone in there-
MC
04. Kawaii HARAKIRI Yabai ne NIPPON
05. Uta ga atte hontou ni yokatta -Thanks to the music-
MC
06. Ashita kinou soshite kyou -Tomorrow, Yesterday, then Today-
07. Kotaeawase -The song for all-
08. After my life